KURZKRITIK

Will und wie er die Welt sah
"About a Boy" von Paul & Chris Weitz

Der neue Film mit Hugh Grant! Manche mag das schrecken, andere stürmen ins Kino, sobald der Name des britischen Everybody's Darlings auf einem Plakat zu lesen ist. Letztere seien gewarnt: Hugh Grant trägt seine Haare jetzt kurz. Erstere entwarnt: Dieser Film lohnt sich - trotz oder wegen Hugh.
Romantische Komödien waren bisher das Fach, in dem Grant brillierte und Erfolge feierte. "About a Boy" hat auch romantische, komödiantische Elemente - und geht doch darüber hinaus. Denn die Romanvorlage stammt von Nick Hornby, dessen "High Fidelity" ebenfalls eine reizende Kinofassung (mit John Cusack) nach sich zog. Worum geht es nun in "About a Boy"? Wieder steht ein Mann Mitte 30 im Mittelpunkt: Will, überzeugter Single und nicht gerade zimperlich im Umgang mit Frauen. Arbeiten muß er nicht, denn sein Vater hat vor langer Zeit einen Weihnachtssong komponiert, der Will jeden Dezember aufs Neue aus allen Supermarktlautsprechern entgegenschallt - von den Tantiemen läßt es sich aber bestens leben. Wills Wohnung ist irgendwie zu groß, überwiegend in kühlen Blau- und Grautönen gehalten, bestens ausgestattet, und die Leere seiner Tage, seiner Seele füllt Will mit Kurzzeitaffären. Sobald sich nähere Bindungen anbahnen, versteht er es aber auf unnachahmliche Weise, die Beziehungen zu beenden, ohne sich nachher schuldig fühlen zu müssen. Eines Tags, und hier setzt die Handlung ein, wird Will dieser "Sport" langweilig, und er erweitert seine "Zielgruppe" auf alleinerziehende Mütter. Um an die heranzukommen, mimt er den sitzengelassenen, alleinerziehenden Vater, begibt sich in Müttertreffs, flunkert das Blaue vom Himmel und landet große Erfolge.
Mit einem hat Will aber nicht gerechnet: mit Marcus, dem Sohn der oft depressiven Fiona - der durchschaut Wills Spiele und will ihn nicht so einfach entkommen lassen. Stattdessen hängt sich der 12jährige an Will, als wäre der sein großer Bruder, will ihn sich zum väterlichen Freund ummodeln und nicht zuletzt für seine Mutter gewinnen.
Will, zunächst unwillig, gelingt es nicht, Marcus nachhaltig abzuschütteln und beginnt schließlich, sich Stück für Stück einzulassen auf etwas wie menschliche Bindungen, wie Vertrauen. Wer hier der "Boy" ist und wer der Erwachsenere, darf bald bezweifelt werden.
Dies alles kommt mal amüsant, mal dramatisch-tragisch daher - nie aber mit erhobenem Zeigefinger. Hugh Grant als zunächst gegen das übliche Image besetzter herzkalter Einzelgänger macht Spaß - vor allem die Hornby'schen Off-Kommentare sind ein Vergnügen. Toni Collette als depressive Fiona, die ihr Leben einfach nicht in den Griff bekommt, gibt ihrer Figur die nötige Ernsthaftigkeit - und dann ist da der ideal besetzte Marcus (Nicholas Hoult), ein weiteres Glanzlicht in diesem Film. Auch er macht eine Entwicklung durch, Marcus und Will wachsen aneinander und sind am Ende nicht mehr, wie sie zu Beginn waren...  
Eine Komödie? Auch. Und doch mehr als bloße Unterhaltung.
Fabian Thommsen

 

About A Boy
von Paul Weitz & Chris Weitz - USA 2002, 101 min

°°°°

mit Hugh Grant (Will), Toni Collette (Fiona), Rachel Weisz (Rachel), Nicholas Hoult (Marcus) u.a.

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