Wer
bin ich nur?
"Die Bourne Identität" von Doug
Liman
Franka Potente, "unsere" Lola, in ihrer ersten Hollywood-Hauptrolle! Da
ist der deutsche Kinogänger doch mal neugierig - wie sie sich wohl macht
neben Matt Damon? Nun ist es ja nicht absolute Premiere - nach dem
Welterfolg von "Lola rennt" war Potente ja schon in einer größeren
Nebenrolle in "Blow" zu sehen,
immerhin als zeitweilige Freundin von
Johnny Depp...
Jetzt also "Die Bourne Identität". Worum geht es? Matt Damon spielt einen
Mann, der von italienischen Fischern aus dem Mittelmeer gefischt wird. Der
Mann hat zwei Pistolenkugeln im Rücken, aber er lebt. Allerdings kann er
sich an überhaupt nichts erinnern: er weiß weder seinen Namen noch seinen
Beruf, kennt sein bisheriges Leben nicht mehr und weiß nicht, wie er in
diese missliche Lage gekommen ist. Einen einzigen Anhaltspunkt hat er,
diesen Wahrheiten auf die Spur zu kommen: Nummer und Code eines
Banktresors, die er bei sich trägt. Also macht sich der Mann auf die Reise
nach Zürich, läßt sich seinen Tresor bringen - darin findet er
Ausweispapiere mit seinem Foto, sein Name: Jason Bourne. Außerdem eine Pistole, eine große Menge Geld in verschiedenen
Währungen - und weitere Ausweise mit seinem Bild: mal mit spanischem
Namen, mal kanadischer Staatsbürgerschaft... Bourne versteht nicht, nur
eins hat er schon begriffen: er hat ungewöhnliche Kampfkräfte und ein sehr
feines Gespür für nahende Bedrohungen. So schafft er es, den plötzlich ihn
verfolgenden Sicherheitskräften zu entkommen - was die von ihm wollen und
wer hinter ihm her ist, das liegt alles im Dunkeln. Klar ist nur: er ist
jetzt auf der Flucht. Hier kommt nun Marie (Franka Potente) ins Spiel. Die
Studentin steigt gerade in einer Seitenstraße in ihr Auto, als Bourne
auftaucht und sie (mit Hilfe von 10 000 Dollar) überredet, ihn nach Paris
zu fahren. Dort nämlich, so steht es im Paß, ist seine Wohnung. Vielleicht
kann er dort mehr über sich und seine Verfolger erfahren?
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten - Marie und Jason Bourne wachsen
allerdings schnell zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen, denn
auch Marie ist längst im Visier der Verfolger. Und Gefühle kommen
natürlich auch ins Spiel.
"Die Bourne Identität" ist das, was man ein intelligentes Actiondrama
nennen könnte - Spannung und Action, etwas Liebe, dramatische Musik und
elegante Kinobilder. Alles solide gemacht (was man auch über Matt Damons
gewohnt gute Schauspielleistung sagen kann), wenn auch nicht sonderlich
neu oder originell. Seinen besonderen Charme gewinnt der Film aber durch
die Schauplätze: Nicht Chicago oder New York bilden diesmal die Kulisse,
sondern Zürich, Prag und Paris. Seltsamer Effekt: der Film wirkt gleich
europäischer, gleich weniger hollywoodesk, weniger von der Stange. Eine
rasante Verfolgungsjagd durch Paris mit einem roten Minicooper - das hat
man noch nicht gesehen. Und dann ist da vor allem Franka Potente, die dem
Film einen erfrischenden Stempel aufdrückt. Sie darf hier mehr als 'nur'
rennen. Wie sie unfreiwillig mehr und mehr in die gefährlichen Sphären
ihres Partners hineingezogen wird, wie sie erschrickt, als sie ihn zum
ersten Mal kämpfen sieht, wie sie um ihn kämpft und immer wieder zweifelt
- all das ist wirklich überzeugend und wirkt - für Hollywood-Verhältnisse
ungewöhnlich - erstaunlich lebensnah, geerdet, aus dem Leben gegriffen.
Michaela Schmid
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