Schräge
Vögel ausm Pott
"Was nicht paßt, wird passend
gemacht"
von Peter Thorwarth (ab
7.3.02)
"Kannst du tanzen?" - "Ja." - "Gut. Dann tanz jetzt ab
nach hause!" Vielleicht muß man aus dem Ruhrpott kommen, um die Seele
des Dialekts, die Seele des trockenen Humors, die Seele der Pottmenschen
ganz zu durchdringen. Um diesen Film
zu mögen, reicht es,
eine
Schwäche zu haben für verschrobene Charaktere, für absurde Geschichten, für
schräge Sprüche. Peter Torwarth hat wieder zu geschlagen. Nach seinem
Überraschungserfolg "Bang Boom Bang" erzählt er wieder Geschichten von
einfachen Leuten, Geschichten von Leuten, die nach außen manchmal schroff,
im Grunde aber herzensgut sind. Leute aus'm Pott eben. "Was nicht paßt,
wird passend gemacht" greift schon im Titel eine ihrer Weisheiten auf, und
wie sich herausstellt, ist es die wichtigste. Aber beginnen wir vorne:
Philipp, strebsamer Architekturstudent, braucht für seinen tollen Job im
Ausland noch ein Praktikum am Bau. Dank guter Beziehungen bekommt er
sofort eins - im Team von Bauunternehmer Werner Wiesenkamp. Was das
bedeutet, erfährt er freilich erst am nächsten Morgen. Ein eingespieltes
Trio schräger Vögel, die ihre Arbeit nicht allzu ernst nehmen, den
Betonmischer zum Bierkühlen benutzen und auch sonst ganz gute Kumpels
sind. Gerne überlassen sie dem Uni-Schnösel die Drecksarbeit und lassen
ihn auch sonst eher auflaufen. Gleich am ersten Tag stirbt der ebenfalls
neu angeheuerte Schwarzmarkt-Pole, als er vom Baugerüst stürzt. Philipp
traut seinen Augen nicht: Die drei Kumpels - Horst, Kalle und Kümmel -
vergraben die Leiche kurzerhand im Fundament des zu bauenden Hauses. Und
schon sind wir bei der Maxime des Films: Der Pole paßt nicht in das
gegrabene Loch? Was nicht paßt, wird passend gemacht. Eins sei verraten:
Das Loch wird nicht vergrößert. Am nächsten Tag findet sich eine nie
entschärfte Fliegerbombe im Erdreich. Den zuständigen Dienst der Polizei
anrufen? Viel zu aufwendig. Da wird lieber der Grundriß des Hauses
verkleinert. Was nicht paßt...
Philipp bekommt immer größere Probleme, nicht nur mit dem Gewissen,
sondern auch mit Horst - denn mit dessen Tochter Astrid bahnt sich eine
Liebschaft an... Und das ist erst der Anfang.
"Was nicht paßt..." ist eine Komödie. Und dazu eine Liebesromanze. Peter
Thorwarth hat zum großen Teil auf die Darsteller gesetzt, die schon bei
"Bang Boom Bang" für die Ruhrpott-Authentizität sorgten: Willi Thomczyk
(als Horst), Dietmar Bär (als erfolgloser Unternehmer), Ralf Richter (als
Kalle) und Hilmi Sözer (als Kümmel) sind mittlerweile ein zuverlässiges
Ensemble, wenn es um den besagt verschrobenen Humor geht. Auch in
Thorwarths neuem Werk - der Regisseur spielt als Student Philipp
gleichzeitig die Hauptrolle - funktioniert das wieder bestens. Die Filme
aus dem Pott bilden mehr und mehr ein eigenes Genre - zu recht. Sollte es
Komödien geben, die auch in Jahrzehnten noch gesehen werden, dann werden
es Filme wie dieser sein (und nicht etwa "Mädchen Mädchen", "Harte Jungs"
oder "Stadtgespräch") - denn die Figuren sind Charaktere, und die Dialoge
haben Witz und Esprit. Und Regisseur und Drehbuchautor eine ganz schöne
Schraube locker. So muß es sein.
Hartmut Burggrabe
Was nicht
paßt, wird passend gemacht
von Peter Thorwarth - D 2002,
97 min
Musik: Stoppok |
°°°° |
mit Willi
Thomczyk, Dietmar Bär, Ralf Richter, Hilmi Sözer, Peter Thorwarth,
Alexandra Maria Lara, Armin Dillenberger |
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